Am 17. Oktober 1923 wurde die Thüringische Landeselektrizitätsversorgungs-Aktiengesellschaft „Thüringenwerk“ in Weimar gegründet. Ihre Aufgabe bestand im Aufbau einer flächendeckenden Stromversorgung für das ganze Land. Nur wenige Jahre nach der Gründung des Landes Thüringen war das eine Mammutaufgabe. Neben den komplizierten, politischen Rahmenbedingungen galt es zudem, die Bevölkerung von dem großen Gewinn der Stromversorgung zu überzeugen, weiß Matthias Wenzel, Referent für kommunale Angelegenheiten und Mitglied im Arbeitskreis „Stromgeschichte Thüringens“ bei der TEAG Thüringer Energie AG: „Vielerorts gab es Sicherheitsbedenken und Skepsis, ob man das wirklich braucht. Das Leben der Menschen funktionierte auch ohne Strom. Was das für den Einzelnen bringen würde, konnten die Menschen damals nicht abschätzen“. Stromleitungen würden Gewitter anziehen - war beispielsweise ein weitverbreiteter Mythos der damaligen Zeit. Wissenschaftlich ist das nicht belegbar. „Schon damals galt: Was die Menschen nicht kennen, wollen sie nicht“, erzählt Matthias Wenzel weiter. Es brauchte Zeit, bis die Menschen ihre Zweifel abgebaut hatten. Aber von da an, war der Erfolgskurs der Elektrifizierung nicht mehr aufzuhalten.
In den ersten Jahren baute das Thüringenwerk ein verbindendes Hochspannungsnetz zwischen den noch separat agierenden thüringischen Stromversorgern auf und schloss so Stück für Stück einzelne Kraftwerke und größere Kommunen in Thüringen an die so genannte „Landessammelschiene“ an. Das ist bis heute eine Grundlage des Thüringer Stromnetzes, das inzwischen von der TEAG-Tochter TEN Thüringer Energienetze kontrolliert, gewartet und weiter ausgebaut wird.
Gleichzeitig herrschte die ersten Jahre ein Wettbewerb der Systeme: Wechsel-, Dreh- oder Gleichstrom für das Stromnetz? Die Techniker der damaligen Zeit prüften, was am besten geeignet ist. Am Ende erwies sich der Wechsel- bzw. Drehstrom am effektivsten. Er lässt sich ohne größere Verluste über lange Strecken transportieren. Europaweit einigte man sich auf eine Frequenz von 50 Hertz für das Stromnetz und orientierte auf einheitliche Spannungsebenen. Bis heute sind das grundlegende Standards der Energiewirtschaft.