Hubschrauber fliegt an Freileitung heran
Paul-Philipp Braun/TEAG

Hubschraubereinsatz für die Flugsicherheit

Blick von oben auf die Frelieitung
Paul-Philipp Braun/TEAG

Mit voller Kraft strahlt die Sonne an diesen vorletzten Sommertagen noch vom Himmel. Der Morgen Ende August in Schmalkalden ist frisch und klar, der Feldweg vom Kreisverkehr unweit der Bundesstraße 19 hin zur Baustelle ist gut befahrbar. „Das war gestern noch anders“, sagt Karsten Henkel, Bauleiter bei der TEAG-Tochter TEN Thüringer Energienetze. Die Tage zuvor hatte es geregnet, die jetzt trockene Erde war nass und schwer. „Das haben wir auch gemerkt. Wir konnten unseren großen Steiger nicht so in Stellung bringen, wie gedacht“, erklärt Henkel. Mit seinem geländegängigen Pick-Up hatte er keine Probleme, den steilen Berg bis zum Mast Nummer 113 zu kommen. Die schwere Hebebühne, fachsprachlich Steiger, hatte hingegen keinen geeigneten, sicheren Stand auf dem Südthüringer Boden gefunden. Da halfen auch die eigens ausgelegten Stahlplatten nichts.

Sicherheit und Überprüfung: Grundlagen für eine sichere Versorgung

Mitarbeiter stehen vor Hubschrauber
Paul-Philipp Braun/TEAG

Heute, einen Tag später, hat ein voller August-Sonnentag seine Arbeit gut geleistet und auch das Team der TEN ist heute guten Mutes, dass es besser vorangeht. Während aus den Auen der nahen Werra noch ein wenig Morgennebel aufsteigt, sind Karsten Henkel und sein Team schon längst weg vom Boden. Sie sind mit dem Korb des kleineren Steigers auf gut 30 Metern unterwegs. Es gehe darum, einige Arbeiten zu überprüfen, die Kollegen am Vortag vorgenommen hätten und die nun entsprechend freigegeben werden müssten, erklärt der Bauleiter. Nur so ließe sich auch die Sicherheit jener Anpassungen nachvollziehen und auch die Energieversorgung garantieren.

Und während er noch, ausgestattet mit Sicherheitsschuhen ,Bauhelm und Sicherheitsgurt die Abnahme der Anpassungen macht, dröhnt es durchs Werratal. Doch es ist nur ein kurzes Dröhnen, das sich zügig in ein lautes Knattern verwandelt und dessen Herkunft wohl jedem Kind in der Region bekannt ist. Ein leuchtend gelber Helikopter der Marke Eurocopter nähert sich der Leitungsbaustelle. Er landet kurz, stellt den Rotor dafür aber gar nicht ab, und ist schon wieder in der Luft. Immer näher kommt der kleine Hubschrauber an die Stromleitung, als an der hinteren Tür ein Mann zu erkennen ist. Er trägt einen Flieger-Helm mit entsprechender Brille und wirkt selbst auf einige Dutzend Meter Entfernung erstaunlich gelassen. In seiner Hand hält der Mitflieger ein Stahlseil, das er in die Leitung einklinkt.

Flugwarnkugeln für sichere Hubschrauberflüge

Mitarbeiter stehen auf Strommast
Paul-Philipp Braun/TEAG

Kurz darauf erscheint ein zweiter Mitflieger – der Pilot sitzt währenddessen im Cockpit der Maschine – und reicht eine große Plastikkugel aus der offenen Helikoptertür. Mit geübten Handgriffen wird der Plastikkörper an die Leitung angebracht, bevor der Hubschrauber weiterfliegt. In gut 60 Metern Entfernung wiederholt sich das beschriebene Ereignis, bevor der Heli nach weiteren 60 Metern und einer dritten Kugel an der Leitung auf den Boden zurückkehrt und aus einem Spezialanhänger mit neuem Treibstoff versorgt wird. Für Karsten Henkel ist es ein übliches aber auch nicht ganz alltägliches Schauspiel, was sich an diesem Tag hier im Landkreis Schmalkalden-Meiningen abspielt.

Dass besagte Plastikteile, sogenannte Flugwarnkugeln, an Überlandleitungen angebracht werden, geschieht oft. Dass dafür ein Hubschrauber kommt ist aber noch gar nicht so lange üblich. „Früher mussten wir sowas mit einem sogenannten Fahrrad machen“, erzählt er und berichtet von der nahezu abenteuerlich klingenden Technik, mit der dies bis vor einiger Zeit gemacht wurde. Dass inzwischen Hubschrauber zum Einsatz kommen, habe vor allem Sicherheitsaspekte, sagt Henkel.

Dass die rot-weißen Kugeln mit 60 Zentimetern Durchmesser aber überhaupt an die Leitung müssen, das liege an der Erhöhung der Hochspannungsleitung, die den fachlich korrekten Namen Leitung Suhl-Suhl Nord-Steinbach Hallenberg-Breitungen trägt. Das im Tal der Werra geplante Gewerbegebiet solle höhere Baumöglichkeiten bekommen, berichtet Karsten Henkel. Dafür sei nun die Leitung angehoben worden und um Komplikationen mit Rettungshubschraubern und anderen Fluggeräten zu vermeiden, würden nun die insgesamt 30 Kugeln zwischen dem Mockelsbach und der Siedlung „Im Heufeld“ angebracht werden. Die Plastikkörper seien dann auf den Radar-Displays der Piloten zu sehen und diese könnten somit auch die erhöhte Stromleitung umfliegen.

Umweltschutz: Zentraler Bestandteil bei großen Bauprojekten

3 Personen haben die Warnkugeln in der Hand
Paul-Philipp Braun/TEAG

Während der Hubschrauber zum Nachtanken gelandet ist, ist auch Antje Keilholz eingetroffen. Die Diplom-Ingenieurin gehört zur Sweco GmbH aus Weimar und ist als ökologische Baubegleitung für das Netzprojekt eingesetzt. „Wir haben hier unter anderem Weißstorchbrutgebiete, außerdem gibt es Bereiche, in denen die Feldlerche brütet“, erklärt Keilholz und erzählt, dass dem Projekt eine Umweltprüfung und Analyse des notwendigen Vogel- und Gehölzschutzes vorangegangen sei. Der Umweltschutz sei bei Bauvorhaben dieser Größe ein Aspekt von enormer Wichtigkeit, so Keilholz, die unter anderem mit zuständigen Behörden dazu im Austausch stehe und für die insbesondere die Storchenpopulation von großem Interesse ist. Die Vögel würden oft den Spätsommer und Frühherbst nutzen, um bereits in wärmere Gefilde zu fliegen – auch weil die Jungtiere die notwendige Energie und Flugsicherheit aufgebaut hätten. Dass sich ein Hubschrauber mit den tierischen Flugplänen nicht immer vertragen würde, läge auf der Hand, sagt Keilholz. Für die Hubschrauberbefliegung an diesem Tag könne sie allerdings grünes Licht geben.

Hubschrauber fliegt an Freileitung heran
Paul-Philipp Braun/TEAG