Anlässlich der ersten Thüringer Wasserstoff-Konferenz hat die TEN Thüringer Energienetze Vertreter aus Industrie, Energiewirtschaft und Landespolitik nach Erfurt eingeladen.
Paul-Philipp Braun/TEAG

Zukunftsenergie Wasserstoff: Thüringens Wegweiser in die nachhaltige Energieversorgung

Anlässlich der ersten Thüringer Wasserstoff-Konferenz hat die TEN Thüringer Energienetze Vertreter aus Industrie, Energiewirtschaft und Landespolitik nach Erfurt eingeladen.

An der vorderen Tischseite sitzen Antje Dimitrovici, Geschäftsführerin der Ferngas Netzgesellschaft, Ulrich Benterbusch von der GASCADE Gastransport GmbH und TEN-Geschäftsführer Ulf Unger. Neben ihnen haben Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee und sein Kollege, Umweltminister Bernhard Stengele, Platz genommen. Die Netzbetreiber-Chefs und die Minister stellen sich an diesem Montagnachmittag den Fragen der versammelten Presse. Das Thema ist aktuell, der Anlass ist einzigartig: TEN, Gascade und Ferngas haben eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet. Gemeinsam wollen sie Wasserstoff in seiner Nutzbarkeit vorantreiben und die Netzinfrastruktur für den Energieträger der Zukunft schaffen.

Anlässlich dieser Entscheidung haben die TEN und ihre Partner zur ersten Thüringer Wasserstoffkonferenz ihrer Art eingeladen. Neben Verantwortlichen der Stadtwerke sind es auch Unternehmen verschiedener Branchen und nicht zuletzt Mitglieder der Thüringer Landespolitik, die der Einladung gefolgt sind. Sie alle sitzen am Morgen vor der Pressekonferenz im neuen Veranstaltungssaal des TEAG-Campus.

Aktuelle Anwendungen aus der Industrie und Zukunftsperspektiven

Anlässlich der ersten Thüringer Wasserstoff-Konferenz hat die TEN Thüringer Energienetze Vertreter aus Industrie, Energiewirtschaft und Landespolitik nach Erfurt eingeladen
Paul-Philipp Braun/TEAG

Wie sehr die Debatte um den Wasserstoff in die Zukunft weist, das zeigen die Fachvorträge, die den Kernteil der Konferenz bilden. In insgesamt sieben Vorträgen informieren Mitarbeiter von GASCADE, Ferngas, TEN, HH2E, Greenwind und TEAG über den Planungsstand und vor allem die zukunftsträchtigen Ideen rund um das Molekül Wasserstoff. Matthias Nemitz, Leiter der Produktion bei Hörmann in Ichtershausen in Thüringen berichtet in einem Best-Practice-Vortrag über die bereits laufende Anwendung von Wasserstoff in einem Thüringer Industrieunternehmen.

Doch die Zahl sieben greift nicht nur bei der Anzahl der Vorträge der ersten Thüringer Wasserstoffkonferenz, sie steht auch für den Schritt nach vorn, den die TEN derzeit macht. In sieben Regionen soll der initiale Anschluss des Freistaats an das Wasserstoffverteilnetz erfolgen – und das bis zum Jahr 2029. Für TEN-Geschäftsführer Ulf Unger ist die Vorgehensweise dabei ganz klar: „Wir gehen vom Kernnetz, das die GASCADE bereitstellt, aus in den ländlicheren Bereich.“ Allein die TEN wolle auf dieser Basis, erläutert Unger beim Pressegespräch, anfangs rund 160 Kilometer Wasserstoff-Netz ausbauen. „Zusammen mit unseren beiden Partnern kommen wir schon in der ersten Ausbaustufe auf Leitungen mit einer Gesamtlänge von mehr als 500 Kilometern“, so Ulf Unger weiter.

Die Erdgasversorgung bleibt sicher

Anlässlich der ersten Thüringer Wasserstoff-Konferenz hat die TEN Thüringer Energienetze Vertreter aus Industrie, Energiewirtschaft und Landespolitik nach Erfurt eingeladen
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Wichtig ist dabei jedoch, dass auch die Versorgung der Kunden mit dem notwendigen Erdgas nicht beeinträchtigt werde. „Es gibt einen Teil der Leitungen, die wir umwidmen können, ohne dass es zu Einschränkungen kommt“, sagt Unger. Ein anderer Teil müsse hingegen neugebaut werden. Ein Beispiel für diese Umwidmung entsteht in Westthüringen. Vom Kernnetz abgehend ist geplant, eine Leitung Richtung Norden zu nutzen und mit diesem sogenannten „H2-Hub Nord-Westthüringen“ insgesamt vier Landkreise zu versorgen. „Dafür können wir 53 Kilometer umwidmen, 33 Kilometer Leitungen müssen neu gebaut werden“, erklärt Ulf Unger das Beispiel.

Anlässlich der ersten Thüringer Wasserstoff-Konferenz hat die TEN Thüringer Energienetze Vertreter aus Industrie, Energiewirtschaft und Landespolitik nach Erfurt eingeladen
Paul-Philipp Braun/TEAG

Diskussionen seit 2006, nun wird es konkret

Anlässlich der ersten Thüringer Wasserstoff-Konferenz hat die TEN Thüringer Energienetze Vertreter aus Industrie, Energiewirtschaft und Landespolitik nach Erfurt eingeladen
Paul-Philipp Braun/TEAG

Wie groß der Ansatz des Wasserstoffs inzwischen gedacht wird, darauf verweist bei dieser ersten Wasserstoffkonferenz auch Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee. Im Jahr 2006 sei er – damals noch als Bundesverkehrsminister – bei einem Auftakttreffen zu dem Thema dabei gewesen, sagt er in seinem Grußwort. Dass die Technologie und ihre Nutzung inzwischen vom Exoten zu einer der wichtigen Grundlagen für Energie- und Wärmewende geworden sei, freut auch Thüringens Umwelt- und Energieminister Bernhard Stengele. Zusammen mit seinem Kollegen hat er ein Kommen zum Termin ermöglicht und betont in seinen Ausführungen: „Unser Hunger nach Energie steigt künftig weiter an.“ In diesem Zusammenhang wünscht sich der Minister eine EU-weite Strategie in Sachen Wasserstoff und sieht Thüringen dabei in einer möglichen Vorreiter-Rolle. Dass der Umwelt- und der Wirtschaftsminister sich auf den Weg zur Konferenz auf dem TEAG-Gelände gemacht haben, zeigt einen Ansatz, den Wolfgang Tiefensee schon zu Beginn des Grußwortes erwähnt hat und der sich augenscheinlich niederschlägt: „Wasserstoff-Infrastruktur darf keine Grenzen zwischen Ministerien schaffen. Wir alle müssen an der Kommunikation unserer Vorhaben und einer hohen Akzeptanz derer in der Bevölkerung arbeiten.“

Eine hohe Akzeptanz der Wasserstoff-Technologie gäbe es bereits jetzt bei den energieintensiven Unternehmen in Thüringen, erklärt Stefan Reindl, Vorstandsvorsitzender der TEAG Thüringer Energie AG. „Mindestens 50 Prozent der größten Thüringer Gaskunden denken über einen Umstieg auf Wasserstoff nach. Um das zu ermöglichen, bedarf es aber klarer politischer Leitplanken. Die wünschen wir uns“, erklärt der Vorstandschef der TEAG bei der Konferenz und richtet diesen Hinweis explizit an die Landes- und Bundespolitik.

Die Weichen für 50 Jahre stellen

Denn neben den beiden Thüringer Ministern ist es auch der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, der an dem Forum teilnimmt. Per Videokonferenz zugeschaltet, spricht dieser ebenfalls in hohen Tönen von der gemeinsamen Initiative der drei Unternehmen und betont: „Wasserstoff-Pipelines sind die Energieautobahnen der Zukunft. Mit dieser Infrastruktur stellen wir die Weichen für die kommenden 50 Jahre.“