30. März 2023, Lesedauer: 2 Minuten

Tiefe Gräben durchziehen die Freifläche am Rande des Wohngebiets „Neustädter Straße“ in Weida. Hier, wo einst ein Parkplatz war, ist nun eine Brache; zumindest fast. Denn anstelle von Autos haben jetzt 48 jeweils 180 Meter tiefe Erdlöcher einen Platz gefunden. Auf einer Fläche von rund einem Hektar sorgen sie mit einem Abstand von jeweils acht Metern zum nächsten künftig für Wärme. Ausgestattet mit Erdsonden, versorgen diese Löcher schon bald rund 1.200 Wohneinheiten der ostthüringischen Stadt.

„Wir bohren hier, um eine nachhaltige Wärmeversorgung für die Menschen zu ermöglichen“, berichtet Martin Bachmann. Er ist Projektverantwortlicher der TWS Thüringer Wärme Service GmbH und leitet das Vorhaben in Weida. Seit 2018 planen die TEAG-Tochter TWS und die Allgemeine Wohnungsbau-Genossenschaft (AWG) gemeinsam an diesem Vorhaben. Im Sommer 2023 soll es fertiggestellt werden und dann eine klimafreundliche Heiz-Alternative bieten.

Doch für diese Alternative bedarf es mehr als nur die Erdsonden. „Zu unserer umfassenden Lösung gehören auch ein Blockheizkraftwerk und entsprechende Wärmepumpen. Hinzu kommen intelligente Hausanschlussstationen, die das Heizverhalten und die jeweils notwendige Wärmezufuhr miteinander in Einklang bringen“, sagt Martin Bachmann. Jenes Blockheizkraftwerk, welches 1,6 Megawatt elektrische Leistung bringt, befindet sich dafür im alten Heizhaus des Wohngebiets. Ein Ansatz, der bewusst gewählt ist. „Mittels Kraft-Wärme-Kopplung erreichen wir eine Gesamtleistung von vier Megawatt, die wir den Anwohnern hier zur Verfügung stellen. Da wird es dann schon schön warm in den Wohnungen“, so Bachmann.

Die Geschichte, die das Wohngebiet am westlichen Stadtrand von Weida hat, ist lang. Ebenso, wie die Erzählung über die Vielfalt an Energieträgern, die in dem 1957 errichteten Neubaugebiet eingesetzt worden. Waren es ursprünglich noch dezentrale Ofenheizungen, die die Menschen in den Mehrfamilienhäusern mit Wärme versorgten, wurde im Zuge einer Modernisierung in den 1990er Jahren die Zentralheizung auf Öl- bzw. Gas-Basis aufgebaut. „Dass wir nun mit moderner Technik und einem Gedanken der Nachhaltigkeit wieder einen Schritt weitergehen, das ist definitiv im Sinne der heutigen Zeit“, meint Frau Marlis Selle (Technischer Vorstand AWG Weida), die sich freut, dass der langjährige Kohlebunker des Heizhauses nun für das BHKW genutzt werden soll. Ergänzt durch zwei 84 Kubikmeter große Pufferspeicher, eignet sich die Kombination hervorragend für das Wohngebiet.

Und auch die nahe Kindertagesstätte Ameisenburg bezieht künftig ihre Heizungswärme aus dem TWS-Anschluss. Und doch ist es auch bei diesem Projekt mehr, was die TEAG-Gruppe anbieten und bereitstellen kann, wie Martin Bachmann erklärt: „Die Thüringer Netkom hat im Zusammenhang mit der Erneuerung der Zuleitungssysteme auch gleich Glasfaserkabel für schnelles Internet mitverlegen lassen und es wurde die Straßenbeleuchtung in einigen Bereichen des Wohngebiets erneuert.“ Ein Angebot, das die TEN Thüringer Energienetze machte und das sich ebenfalls aus der einen Hand des kommunalen Unternehmens TEAG speist. So wie auch zwei Ladepunkte für Elektromobilität, die die TEAG Mobil bereitstellt und die einen weiterer Baustein im Energiekonzept der Zukunft darstellen.

Nach Wiederherstellung des Parkplatzes werden auf der restlichen Freifläche flachwurzelnde Streuobstbäume gepflanzt. Der wiedererrichtete Bolzplatz, die Streuobstplantage und eine kleine Mobilitätsfläche runden das Bild dann ab und tragen den Nachhaltigkeitsaspekt einmal mehr nach außen.